Ein Film den man so schnell nicht vergessen wird. Mit Bildern, die sich einbrennen.
… von Jacques Audiard
Ein Film, wie er gegensätzlicher nicht sein kann. Mit Bildern, die so blendend schön sind, dass sie schmerzen.
Ein Film, der uns Schreckliches erzählt: ein Mann, emotional verkrüppelt, mit seiner Rolle als Vater überfordert. Eine Frau, attraktiv und gesund, die bei einem Unfall beide Beine verliert. Die brutalsten, blutigsten und emotional berührendsten Momente werden mit einer Ästhetik dargestellt, die einen verwirrt, weil man hin- und hergerissen ist in seinen Empfindungen. Der Ekel vermischt sich mit Faszination, das Gefühl der Ohnmacht mit Bewunderung und die Ablehnung mit Verständnis.
Man sieht zu, wie eine vormals sportliche, aktive Frau aus der OP erwacht. Alleine, in einem sterilen Krankenzimmer und im Gegensatz zum Zuschauer noch nicht wissend, dass sie beide Unterschenkel verloren hat. Man muss mitansehen, wie sie in die lähmende Depression fällt, in die Ausweglosigkeit, in das nicht ausgefüllte Bild ihrer Zukunft.
Ausgerechnet der Mann, den sie vor dem Unfall zufällig kennen gelernt hat und der sich vor allem durch das Fehlen von Emotion und Empathie auszeichnet, erweist sich als Schlüssel zum Neuanfang. Einem Impuls folgend, lässt er sie völlig ohne Mitleid alleine am Strand zurück, um eine Runde zu schwimmen. Dieser Moment wird sie aus ihrer Lethargie und Gleichgültigkeit reißen, weil die Faszination für den sich bewegenden Körper im Wasser sie einfach überwältigt.
Überhaupt werden viele der ersten Eindrücke ins Gegenteil verkehrt: der Mann, der als Partner, Bruder und vor allem als Vater völlig versagt, sich lieber bei illegalen Boxkämpfen verdingt, als sich um seinen kleinen Sohn zu kümmern – am Ende liegt er auf dem Eis, sieht unter der geschlossenen Eisdecke seinen leblosen Sohn treiben und nutzt all das, was ihm bisher im Leben hinderlich und beim Kämpfen hilfreich war: in seiner grenzenlosen Verzweiflung schafft er es, die Stelle im Eis aufzuschlagen; mit seinen Fäusten, seiner Stirn und der Kraft seines Willens kämpft er um das Leben seines Sohnes. Wohl wissend, dass er sich vermutlich all seine Knochen brechen und seine berufliche Zukunft ruinieren wird.
Kurzum ein Film, der einem viel zumutet, der keine leichte Kost ist. Aber ein Film, dessen ausdrucksstarke Bildsprache in Verbindung mit wirklich erstklassigen Darstellen man so schnell nicht vergisst. Versprochen!
Der Geschmack von Rost und Knochen
Drehbuch: Jaques Audiard und Thomas Bidegain
Nach dem Roman „Rust and Bone“ von Craig Davidson
In den Hauptrollen Marion Cottilard und Matthias Schoenaerts