Alexandre Dumas – Ein Liebesabenteuer

Alexandre Dumas_Ein Liebesabenteuer_Manesse

Wer kennt ihn nicht – Alexandre Dumas, Schöpfer der „Drei Musketiere“ oder des „Grafen von Monte Christo. Er war ein Arbeitstier: Insgesamt dürfte er über 600 Werke verfasst haben; entweder alleine oder zusammen mit einem seiner Mitschreiber aus seiner Literatur-Manufaktur.

Aber Alexandre Dumas kann nicht nur Mantel und Degen – er kann auch feinsinnig, scharfzüngig und elegant erotisch, wie er in „Ein Liebesabenteuer“ beweist.

Im Pariser Herbst 1856 spricht die ebenso hübsche wie freche ungarische Schauspielerin Lilla Bulyowski unangemeldet bei Dumas vor: Sie hätte ein Empfehlungsschreiben eines guten Bekannten dabei und formuliert unmissverständlich, dass sie bitte schön von ihm, Dumas, in die Pariser Kunst-Szene eingeführt werden will – und zwar nur das, schließlich habe sie „einen Gatten, den sie liebt und ein Kind, das sie vergöttere“. Dumas ist auf der Stelle hingerissen von ihr – und willigt ein.

In seinem Roman schildert er die folgenden Wochen, in denen er sie in der Pariser Gesellschaft mit den verschiedensten Menschen bekannt macht, wie sehr ihn diese Frau fasziniert mit ihrer Unbekümmertheit, in der sie sich ihm offenbart und anvertraut. Und er, Genussmensch durch und durch und dafür bekannt, jeden Rock aufzuknöpfen, der mit Trägerin nicht bei drei auf dem Baum ist, respektiert die von ihr gesetzte Grenze, ist ganz Gentlemen und sonnt sich im Bewusstsein, dass sein Umfeld annehmen wird, sie sei seine Gespielin. Es erstaunt ihn vermutlich selbst am meisten, dass er es schafft, diese Frau nicht zu seiner Geliebten zu machen und es dürfte für ihn vermutlich ein Liebesabenteuer der besonderen, bisher unbekannten Art sein, denn er kommt zu dem Schluss:

„Wahrhaftig, wenn die Männer wüssten, welch Zauber in der Freundschaft einer Frau liegt, und gar erst in der zweier Frauen, dann vergössen sie womöglich eine Freudenträne, ganz gewiss eine Träne des Bedauerns, und zwar an dem Tag, da sie die Grenzen der Freundschaft überträten, um den Fuß in das Herrschaftsgebiet der Liebe zu setzen.“ (Seite 73)

Einen Monat später will sie weiter zu einer berühmten deutschen Schauspielerin, um ihre Aussprache zu perfektionieren – und er kann nicht anders, als sie auf ihrer Rückreise noch bis Deutschland zu begleiten. Während dieser Reise lernen sie noch einige andere Menschen kennen, eine junge Wienerin kann sich gar nicht mehr trennen und schließt sich ihnen sogar an. Was dann folgt, muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – wie gesagt, wir schreiben das Jahr 1856: Der gute Dumas verfrachtet die beiden jungen Damen abends gemeinsam in ein Bett und erzählt ihnen sein ganz persönliches Liebesabenteuer; sein Zusammentreffen mit einer Dame, für die er mit ganzer Leidenschaft und Hingabe entbrannt ist. Dass sie mit ihrem Bräutigam (ein gemeinsamer Freund) auf dem Weg zu ihrer Hochzeit ist, hindert ihn allerdings nicht daran, sein Glück auf mehr oder weniger subtile Art und Weise herauszufordern. Was folgt, ist eine intensive Schilderung der leidenschaftlichsten sechs Wochen seines Lebens.

Dies alles wird getragen von Dumas‘ eigenem, spritzigem Stil; es knistert beständig, wird aber nie fordernd oder platt, die Dialoge sind humorvoll und feinsinnig und es hat mir schlichtweg großen Spaß gemacht, ihm durch seine Liebesabenteuer lesend zu folgen.

„Ein Liebesabenteuer“ erschienen bei Manesse auf 208 Seiten, unter der ISBN: 978-3-7175-2190-7, kostet 19,95 €, wurde von Roberto J. Giusti übersetzt (der diesen Schatz wohl auch entdeckt hat) und von Romain Leick mit einem umfangreichen, interessanten Nachwort ausgestattet.

Zum Teilen gedacht, zum Teilen gemacht:

3 Kommentare

  1. Liebe Sonja,

    das Buch habe ich auch vor Kurzem gelesen und muss sagen, dass ich Dumas einfach liebe. Der wusste einfach, wie man Geschichten schreibt und mit der richtigen Würze versieht. Egal ob Abenteuerroman oder eben so eine zum Teil recht feinsinnige Geschichte. Auf jeden Fall schön, dass du das Buch hier rezensierst und du bringst es hier echt gut auf den Punkt! Definitiv eines der Geheimtipps dieses Jahr.

    Liebe Grüße
    Tobi

    1. Lieber Tobi,

      da hast du wohl recht mit dem Tip. Es gehört definitiv zu den Büchern, denen ich viele Leser wünsche – und zwar einfach aus dem Grund, weil es etwas Besonderes ist. Leicht und beschwingt, ohne oberflächlich zu sein, vielsagend, ohne alles mit zu vielen Worten totzuschreiben und interessant, weil ein Buch in dieser Form zu schreiben heute unmöglich wäre (wegen der Namensnennung der Personen beispielsweise).

      Ich verlinke an dieser Stelle mal zu deinem Beitrag:

      http://www.lesestunden.de/2015/05/ein-liebesabenteuer-alexandre-dumas/

      Herzliche Grüße

      Sonja

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